Die größte Datenlüge: IT ist verantwortlich – Business schaut weg
Milliarden fließen in Tools und Plattformen – doch ohne klare Verantwortung, Kultur und Integration bleiben die Ergebnisse aus.
Der Irrglaube: Data & AI sind IT-Aufgaben
Die gängige Überzeugung, dass Data & AI Strategien primär technische Initiativen sind, greift zu kurz und ist in Wahrheit eine der größten Ursachen für das Scheitern vieler Transformationsprogramme. Daten sind kein Nebenprodukt der IT, sondern das Fundament aller Geschäftsprozesse. Sie entstehen im Business, sie spiegeln das Business wider, und sie entfalten ihren Wert nur dann, wenn sie von den Menschen im Business verstanden, akzeptiert und integriert genutzt werden. Wer diese Verantwortung allein bei der IT verortet, schafft ein gefährliches Vakuum ein blinder Fleck, der Unternehmen teuer zu stehen kommt.
Die Realität in Unternehmen: Tools ohne Wirkung
In der Unternehmenspraxis zeigt sich, dass die Durchdringung selbst modernster Tools erschreckend gering ist. Lizenzen werden eingekauft, Plattformen aufgesetzt, und dennoch bleibt die Nutzung oberflächlich. Das Business empfindet sie selten als Unterstützung, sondern eher als zusätzliche Belastung. Der Kern des Problems: Strategien und Technologien werden entwickelt, ohne die Menschen ausreichend mitzunehmen. Data & AI werden als Pflichtübung verstanden, statt als gestaltende Kraft für das Geschäft. Zugleich hat sich durch die Zentralisierung der IT historisch die Fehlannahme verfestigt, diese trage die Verantwortung für Daten. In Wirklichkeit fehlen im Business die Kompetenzen, die Kultur und der Mut, Datenorientierung aktiv zu leben.
Die wahren Ursachen: fehlende Reife und Verantwortung
Diese Fehlstellungen führen zu mehreren Problemkreisen: Einerseits wird Datenqualität zwar als unverzichtbar erkannt, aber nicht konsequent verankert. Verantwortlichkeiten sind zersplittert, Anreize falsch gesetzt, Governance oft als bürokratisches Anhängsel betrachtet. Andererseits werden Schlagworte wie „Datendemokratisierung“ oder „AI-first“ als strategische Parolen verbreitet, ohne die zugrundeliegenden Herausforderungen ernsthaft anzugehen. So bleiben Strategien austauschbar und Werkzeuge wirkungslos.
Der Perspektivwechsel: Cases und Menschen zuerst
Der Schlüssel liegt in einem Perspektivwechsel: Erfolgreiche Data & AI Transformationen beginnen nicht bei den Tools, sondern bei den Anwendungsfällen und den Menschen, die damit arbeiten. Das bedeutet, dass People & Culture und reifegradorientierte Data-Literacy-Programme keine Nebenschauplätze sind, sondern das Fundament jeder nachhaltigen Strategie bilden. Erst wenn Mitarbeiter verstehen, welchen Wert Daten für ihren konkreten Arbeitsalltag haben, und wenn Führungskräfte bereit sind, Verantwortung für Daten als Business-Ressource zu übernehmen, entsteht die Basis für eine dateninspirierte Unternehmenskultur.
Handlungsempfehlungen: So gelingt die Integration
Unternehmen sollten daher Verantwortlichkeiten für Datenqualität und -nutzung direkt im Business verankern und nicht an die IT delegieren. Ebenso müssen Führungskräfte Data Governance als Teil ihrer Leadership-Kultur begreifen und diese mit klaren Anreizen und Entscheidungsrechten unterlegen. Fakt ist, Unternehmen sollten Verfahren entwickeln, die sie befähigen, ihre Datennutzung genauso zu industrialisieren, wie sie es mit Produkten und Services tun und genau hier liegt ein Paradox: Beides wird oft getrennt betrachtet, obwohl Daten längst Teil der Wertschöpfung sind. Ob man dies Data Governance nennt oder anders bezeichnet, ist letztlich zweitrangig. Entscheidend ist, dass sich die Denkmuster ändern. Ohne diesen Perspektivwechsel bleibt Governance ein Lippenbekenntnis und die Transformation schwierig. Reifegradorientierte Data-Literacy-Programme dürfen zudem nicht als isolierte Schulungen konzipiert sein, sondern müssen in den Arbeitsalltag integriert und mit der konkreten Wertschöpfung verbunden werden. Und schließlich sollten Data & AI Strategien stets mit einem klaren Business Case beginnen, anstatt generische Frameworks und Schlagworte zu kopieren.
Fazit: Der wahre Wettbewerbsvorteil entsteht durch Integration
Eine erfolgreiche Transformation zur Data Inspired Culture erfordert den Mut, Daten als strategisches Business-Thema zu begreifen – mit klarer Verantwortlichkeit, verankerter Kultur und der konsequenten Integration der Menschen. Technische Exzellenz ist dabei nur die Eintrittskarte. Der wahre Wettbewerbsvorteil entsteht erst dann, wenn Unternehmen bereit sind, ihre Geschäftsmodelle, ihre Führung und ihre Zusammenarbeit durch Daten neu zu denken und zu gestalten.

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